Halbinsel Nicoya auf Costa Rica

Costa Rica – Tierbeobachtungen par excellence

Costa Rica hat sich dem naturnahen Tourismus verschrieben und hierfür 25 % der Landesfläche unter Naturschutz gestellt – eine beachtliche Fläche die das Überleben vieler bedrohter Arten schützen bzw. sicherstellen kann. Turismo verde (grüner Tourismus) ist das Motto und Leitmotiv des kleinen mittelamerikanischen Staates. Die politische Ausrichtung, die Förderung des Ökotourismus, der Ausbau einer touristischen Infrastruktur und die Sicherheit im Lande, ja sogar das Fehlen eines Militärapparates begünstigen die Entwicklung und das Bestreben den internationalen Reisegast mit einem Komfortpaket begrüßen zu können.

Costa Rica hat es in den letzten Jahren geschafft auf die Wunschliste vieler deutscher Reisegäste zu gelangen und belegt einen der vorderen Plätze. Warum? Diese Frage ist einfach beantwortet und soll mit meinen persönlichen Erlebnissen belegt werden.

Intakte Regen- und Nebelwälder, lange natürliche, teilweise sehr wildromantische Strände, unzählige Nationalparks und Schutzzonen, Kontraste und unterschiedliche Ökosysteme an Pazifik- und Karibikküste und sensationelle Tierbeobachtungen – damit wirbt das Land. Ok – damit werben andere Länder auch. Bis dahin wenig überzeugend – dennoch mache ich mich auf den Weg um mir meine persönliche Meinung zu bilden.

San Jose, die Hauptstadt des Landes, empfängt mich mit einem modernen Flughafen und Verkehrschaos – das bin ich auch aus anderen Ländern Lateinamerikas gewohnt und ich lasse mich in den weichen Sitz des großen amerikanischen 4×4 fallen. Ich beginne ein Gespräch mit dem Fahrer. Die 45 min zum Hotel im Zentrum der Stadt sind kurzweilig und ich erfahre schon einige spannende Details über San Jose – eben die Stadt, die ich am Folgetag sogleich wieder verlassen werde. So tun es die meisten Reisenden – Costa Rica ist eben ein „grünes Land“. Niemand interessiert sich wirklich für Architektur und Städte – hier geht es um die Natur – also raus aus der Stadt!

Wir verlassen die Hauptstadt und fahren schon bald durch den Braulio Carrillo Nationalpark wo beeindruckender Nebelwald schon erahnen lässt, dass hier neben üppigen Pflanzen noch viel mehr zu sehen wäre. Die Fahrt geht weiter, unser Ziel ist der Cahuita Nationalpark. Fünf Stunden Fahrt bringen uns an die Karibikküste, nahe an die Grenze zu Panama. Rasta-Style, Reggea-Musik und eine lang gezogene Bucht erwarten mich am Eingang des Nationalparks. Ein schmaler Weg verläuft parallel zum Küstenstreifen im dichten Regenwald, ein Park-Ranger begleitet uns. Die Spannung steigt, denn bisher habe ich noch nichts von der so gelobten Natur hautnah erlebt.

Schon nach wenigen Schritten im Park bleibt der Ranger stehen und deutet mit seinem Finger in die Baumkronen der Zykropien-Bäume. Ein Faultier liegt hier gemütlich in den Ästen und sonnt sich. Das Verdauungssystem wird durch die wärmenden Sonnenstrahlen unterstützt. Beim genauen Hinschauen entdecke ich gleich noch 3 weitere Exemplare – ich bin beeindruckt! Wir gehen keine 100 m weiter und mehrere Weißkopfäffchen spielen in den Bäumen. Ich muss mein Objektiv an der Kamera wechseln denn die Tiere sind mit meinem Teleobjektiv gar nicht im Bild festzuhalten – viel zu nah!

Leguane liegen faul in der Sonne, unzählige Vogelarten sitzen in den Büschen, Blattschneideameisen marschieren über lange umgefallene Bäume und ich knie am Boden um die kleinen fleißigen Tierchen mit meiner Kamera zu verfolgen. Am Ende des Weges mündet ein Fluss ins Meer. Hier wollte ich meine schwere Kameraausrüstung absetzen und etwas verschnaufen, ich schwitze, der Schweiß läuft mir über die Stirn und mein Blick streift über den Boden. Ein Basilisk sitzt direkt neben mir – was für ein schönes Exemplar! Ich beobachte das edle Tier und der Ranger fragt mich, ob ich den Kaiman hinter mir schon bemerkt hätte? Nein, natürlich nicht! Also kurzer Schwenk mit meinem Kopf um den Kaiman zu Gesicht zu bekommen, plötzlich sagt mein Guide: „Halt warte, direkt neben dir im Unterholz ist eine Oxybellis-Schlange, völlig ungefährlich, aber wunderschön“.

Das gibt es doch gar nicht, das kann einfach nicht sein. Ich muss mich keinen Schritt von der Stelle bewegen und habe 3 fantastische Tiere, also Fotoobjekte direkt vor meiner Nase. Unglaublich! Der Ausflug im Cahuita Nationalpark war ein Fest, ich bin schwer begeistert.

Es folgen weitere Erlebnisse im Tortuguero Nationalpark wo ich beim Einchecken in der schönen Mawamba-Lodge verwundert bin, dass sich andere Teilnehmer der Reisegruppe alle um einen Plastik-Leguan versammeln und diesen fotografieren. Bei naher Betrachtung muss ich feststellen, dass dieser keinesfalls künstlich ist. Die Größe dieses Exemplars erscheint mir unnatürlich, mein Guide versichert mir aber, dass es wohl noch größere Leguane gäbe.

Den nachtaktiven grünen Frosch mit den roten großen Augen, zum Symbol für Costa Rica geworden, sehe ich hier auch im Unterholz rumspringen, weitere Pfeilgiftfrösche sollen folgen. Die Liste der Tierbeobachtungen reist einfach nicht ab. Ich habe teilweise keine Zeit meine Mahlzeiten einzunehmen, da mir auf Schritt und Tritt Tiere vor die Linse kommen. Bei der morgendlichen Pirsch im Boot am Folgetag können sich sogar die Guides freuen die sehr seltenen grünen Aras in einer Gruppe von 8 Tieren sehen zu können.

Egal welchen Park ich besuche, Tiere gibt es überall. Costa Rica ist fantastisch – ein Tierparadies.

Eins habe ich gelernt bei dieser Reise: wer Tiere sehen möchte, sollte sich mit den Vorlieben der Tiere auskennen und die passenden Pflanzen/Bäume suchen. Jedes Tier bevorzugt bestimmte Mahlzeiten und Früchte, hat einen passenden Unterschlupf und Gewohnheiten. Kennt man diese, kann man relativ leicht Tiere sichten – es ist kein Hexenwerk, es kommt auf den umsichtigen und gut geschulten Guide an und natürlich auf eine intakte Natur. Beides hat Costa Rica zur Hand. Tierbeobachtungen in Costa Rica sind tatsächlich sensationell und aus meiner bisherigen Reiseerfahrung kann ich nun mit Bestimmtheit behaupten, dass ich in keinem anderen Land Lateinamerikas in so kurzer Zeit so viele verschiedene Tiere gesehen habe. Costa Rica ist in diesem Punkt wirklich einzigartig und besonders!

Pura Vida!
Markus Recknagel